KI ist das IKEA der PR-Branche
Ich habe in meinen vielen Jahren in der PR oft gemerkt: Vergleiche helfen, Entwicklungen zu verstehen. Vor allem dann, wenn etwas so Großes passiert wie gerade mit KI. Neulich, beim Aufbau einer IKEA-Küche, fiel mir ein Bild ein, das ziemlich genau beschreibt, was gerade in der PR passiert. Da lag alles ordentlich verpackt vor mir – Schrauben, Bretter, Anleitungen – und trotzdem wusste ich: Das sieht am Ende nur gut aus, wenn man versteht, was man tut.
Und genau so ist es mit KI.
Als IKEA die Küchen revolutionierte
Als IKEA seine ersten Küchen verkaufte, war das für viele Tischler eine kleine Katastrophe. Plötzlich konnte sich jeder eine maßgeschneiderte Küche leisten – oder zumindest eine, die so aussah. Die Tischler sahen ihre Existenz bedroht. Schließlich brauchte man sie jahrzehntelang, um überhaupt eine Küche zu bekommen, die passte, funktionierte und gut aussah.
Aber was passierte? Die Branche veränderte sich – und sie differenzierte sich.
Was IKEA wirklich verändert hat
IKEA hat den Zugang demokratisiert. Küchen wurden bezahlbar, planbar, selbstmontierbar. Aber: Wer eine wirklich gute Küche wollte – mit besonderen Materialien, cleveren Sonderlösungen oder einzigartigem Design – ging weiter zum Profi.
Die Tischler, die überlebt haben, wurden nicht billiger. Sie wurden besser.
Sie bauten keine Küchen trotz IKEA, sondern wegen IKEA – weil sie plötzlich zeigen konnten, was Handwerk wirklich bedeutet.
Und genau das passiert jetzt mit KI in der PR
KI ist das IKEA der Kommunikationsbranche. Jede:r kann plötzlich Texte schreiben, Headlines brainstormen, PR-Pitches formulieren oder sogar Pressemitteilungen zusammenklicken. Die Einstiegshürden sind weg. Das Handwerk ist demokratisiert. Aber das ist nicht das Ende der PR. Es ist ihr Neuanfang.
Denn genauso wie bei IKEA-Küchen kommt irgendwann der Punkt, an dem man merkt: Die Fronten sehen schick aus – aber die Schublade klemmt. Das Lichtkonzept passt nicht. Und der Stil von der Stange erzählt nichts über mich.
Handwerk bleibt Handwerk – nur die Werkzeuge ändern sich
KI ersetzt nicht die strategische Idee. Nicht das Gespür für Relevanz, Timing, Haltung. Nicht das Vertrauen zwischen Mensch und Marke, das durch Erfahrung, Kontext und Empathie entsteht. Aber KI verändert das Verhältnis zwischen Handwerk und Wertschöpfung. Wer heute PR macht, muss nicht mehr beweisen, dass er Texte schreiben kann – sondern dass er Themen setzen kann, die zählen. Dass er KI nutzt, um schneller, präziser, kreativer zu denken.
Fazit: KI ist kein Tischlerkiller, sondern ein Tischlerprüfstein
KI macht Kommunikation skalierbar. Aber sie entlarvt auch, wer nur an der Oberfläche arbeitet. Für die einen wird sie zur Bedrohung. Für die anderen zum besten Werkzeug, das sie je hatten.
Denn wer heute PR macht wie ein IKEA-Küchenbauer, wird bald ersetzt. Wer aber Kommunikation denkt wie ein Schreinermeister – präzise, maßgeschneidert, mit Haltung und Liebe zum Detail – der wird mit KI großartige Dinge bauen.
 
                         
            